Tripp Trapp, auf und ab | Das Treppenmuster

Nachdem ich gedanklich meine Strickmustersammlung auf und ab gelaufen bin, um noch ein neues Kissen zu schmücken, habe ich mich erneut einem ganz einfachen Strickmuster zugewandt. Oft finde ich alte bewährte Muster, die mich an eine gerade vergangene Situation erinnern. Beim schönen Treppenmuster habe ich an die vielen Stufen gedacht, die ich in meinem Urlaub 2017 hinauf zu Burgen und Kirchen gelaufen bin. Natürlich auch wieder herunter, selbstredend.
Bei so manch einer dieser alten und ausgetretenen Treppen habe ich über die vergangenen Jahrhunderte nachgedacht und die Menschen, die über diese Stufen gelaufen sein müssen. Welche Gedanken sie wohl hatten, wer sie wohl waren und was ihr Leben ausgemacht hat? Manchmal möchte ich die alten Gebäude nach den Geschichten der Menschen, die sie besucht und bewohnt haben, fragen, sicherlich gäbe es die eine oder andere spannende Geschichte. Sie alle leben irgendwie weiter in den uralten Steinen, die Zeugnis ihrer Leben sind.

Das Foto mit der schönen alten Treppe entstand in einem verträumten alten Dorf in Nouvelle-Aquitaine im Gebiet der Vienne. Ich erinnere mich gerne an den wunderschönen Tag, der nebenbei gesagt mein Geburtstag war. 
Wir waren auf der Durchreise von Chinon nach Chauvigny und haben nach der schönen Stadt Loches hier noch einen Stop eingelegt. Ich wollte gar nicht mehr weg, so schön war es. Ein Dorf zum träumen, mit alten märchenhaften Häusern, romantisch bewachsenen Mauern, einem kleinen Fluss, der unterhalb einer alten Burganlage fliesst, und einer Dorfgemeinschaft, die eine alte Handarbeitstradition über die Jahrhunderte hinweg liebevoll bewahrt hat und auch heute noch weiterhin pflegt, manchmal altbewährt, manchmal modern künstlerisch interpretiert. Kurz gesagt: die Nebelschnecke hat sich dort rundum wie zuhause gefühlt. Und die leckeren Sablés haben zum Nachmittags-Kaffee einfach köstlich gemundet.

Ich finde es schön zu sehen, wie unser visuelles Gedächtnis viele dieser im Alltag vorkommenden Muster abspeichert, und wir diese zu einem späteren Zeitpunkt wieder abrufen können. Wahrscheinlich ist dies auch mit ein Aspekt meines Berufes als Kommunikations-Designer. Unser professionell geschultes Auge sieht Fluchten und Bezugspunkte, will gerade rücken und zieht Parallelen, sammelt Muster, Strukturen und kleine Feinheiten. 
Aber keine Angst, ich kann auch einfach nur sein und geniessen, wie neulich, als wir uns bei einem Ausflug nach Lothringen eine halbe Stunde auf eine Wiese mit Kühen und ihren Kälbchen gesetzt haben und einfach nur die Natur, die Wasservögel, den Ruf des Kuckucks und die entspannt wiederkäuenden Tiere auf uns haben wirken lassen. So ein einseitiger Dialog mit einer Kuh hat auch was. In solchen Momenten kann ich sie spüren, die himmelblaue Perle Gelassenheit.

Aber zurück zum Thema Treppen. Das Treppenmuster wird nur mit rechten und linken Maschen gestrickt. Da das Strickstück sich etwas in sich zusammenzieht, kann die Optik einen leicht schräg anmutenden visuellen Effekt haben, zieht man es dagegen etwas auseinander, so ergibt sich wieder eine eher rechtwinklige Anmutung. Ich meine, dass es ein schönes Muster ist, das in seiner Einfachheit überzeugt. Es wird oft als Bund- oder Randabschluss-Muster eingesetzt, so habe ich es schon oft bei Socken oder Ärmelbündchen gesehen, aber auch über die Fläche meines aktuellen Kissenbezugs hat es mir sehr gut gefallen. Ganz interessant und (für mich) schön finde ich die Kante des Anschlags, dort ergibt sich eine ganz leichte Welle, die sich wunderbar als schmückende Knopfblende einsetzen lässt. Mögen Sie es nacharbeiten? Dazu habe ich die Strickschrift leicht verständlich aufbereitet. Viel Freude dabei!

Auf und nieder, immer wieder! Herzlichst, Die Nebelschnecke.

 



Strickschrift | Treppenmuster